Braunkohle-Bergbau auf Mallorca


Fern ab der Touristenattraktionen und den beliebten Badestränden hat Mallorca noch wesentlich mehr zu bieten, wie z.B. den ehemaligen Industriezweig Bergbau.

Auf Mallorca gab es in vier Regionen Bergbauaktivität, die sich auf den Abbau von Braunkohle beschränkten.
In diesen vier Regionen bestanden sechs Bergbaureviere mit insgesamt 146 Zechen.

Region:

Revier:

Zechen:

Belegschaft:

Alaró

1

61

26

Selva

3

65

37

Lloseta

1

14

3

Sineu

1

6

3

Stand 1977

Die Gesamtförderung lag 1977 bei 1507000 t.


Region:

Förderung:

Alaró

375000 / 86381*

Selva

126000

Lloseta

161000

Sineu

845000

Stand 1977 / *1986

Gefördert wurde eine aschereiche Braunkohle, die meist in geringmächtigen Flözen auftrat.
Da die Förderung sehr arbeitsintensiv war, rechnete sich der Bergbau nur in dem man die Löhne der Bergleute niedrig hielt und weitestgehend auf Technik unter Tage verzichtete.

Auch über Tage wurde auf die Kosten geachtet. So sieht man selten Fördergerüste, wie wir sie kennen.

Die meisten sind einfach aus Stein gemauerte Fördergerüste, die aus vier Pfeilern bestehen und nur mit Stahlträgern gegen wegknicken gesichert sind. Ebenso sind dann nur zwei Stahlträger über dem Schacht als Haspelträger, bzw. Halterung für die Seilscheibe.
Auf den Bildern kann man dies sehr gut sehen.

Genutzt wurde die abgebaute Kohle in zwei Kohlekraftwerken, wo das erste in Alaró entstand und um 1912 in Alcudia ein weiteres errichtet wurde.

In diesem Bericht möchte ich nur auf die zwei Reviere eingehen, die ich in diesem Sommer (2013) besucht habe.

Zu empfehlen sei hierzu und auch zu den anderen Revieren der Bericht „Bergbau auf Mallorca“ von Edgar Bergstein, erschienen in Industrie-Kultur 2/2002, S. 31-33.

Sineu:

Hier wurde in mehreren Zechen, die sich meist nur auf einen Schacht beschränkten gebaut, die nicht nur für das Kraftwerk genutzt wurde sondern auch in der Zementherstellung eine Rolle spielte.

Bei meinem Besuch dort konnte ich noch die Reste zweier gemauerter Fördergerüste bestaunen, von denen eins den Blick in den offenen, abgesoffenen Schacht erlaubte, sowie einen Schacht unterhalb. Im Gespräch mit einem Einheimischen konnte nicht genau geklärt werden ob es sich bei dem unterhalb der Fördergerüste gelegenem Schacht um einen Förderschacht oder Wetterschacht handelte.

Den Maßen zu Folge denke ich allerdings das es sich um einen Wetterschacht handelte. Dieser wird heute als Brunnen zur Bewässerung des umliegenden Feldes genutzt.


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Alaró - Binissalem:

Die Zechen in Alaró wurden bis 1989 betrieben, letzter Besitzer war der Stromkonzern Gesa.
Das geförderte Material wurde für das Kohlekraftwerk Es Murterar bei Alcúdia verwendet.
Im ganzen Kohlenrevier Alaró-Binissalem befinden sich überall verstreute Schächte.

Die Kohlenlager wurden 1834 entdeckt. Erst 1842 errichtete der niederländische Paul Bouvy das erste Bergwerk.

Direkt an der Hauptstraße von Binissalem nach Alaró kann man rechtsseitig noch ein gut erhaltenes, gemauertes Fördergerüst ansehen.

Einige Kilometer von dort aus, der Camí des Raiguer folgend, kommt man an das ehemalige Gelände der Grube Santa Catalyna, die bis 1975 in Betrieb war.

Von der Straße aus kann man noch schön das stählerne Fördergerüst samt nebenliegender Kohlenverladung ansehen.

Im Gespräch mit dem Besitzer des Grundstückes wurde deutlich, dass das Grundstück nicht grundlos mit hohem Maschendrahtzaun gesichert wird.

Er berichtete in den letzten Jahren seien immer wieder Tagebrüche entstanden und entstehen noch. Teilweise ca. 8m tiefe Löcher hat das abgebaute Flötz in den Boden gerissen.

Meine Fotos entstanden aus sicherer Entfernung, wer jedoch etwas näher ran will kann sich hier einen Eindruck verschaffen.


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Da nur ein Tag für die Erkundung des Bergbaus auf Mallorca zur Verfügung stand, konnte ich leider keine weiteren Zeugen dieses Geschichtszweiges auffinden, was beim nächsten Urlaub definitiv nachgeholt wird.

 

 

 

Quellen:

  • „Bergbau auf Mallorca“ von Edgar Bergstein, erschienen in Industrie-Kultur 2/2002, S. 31-33.

  • http://www.mallorcaweb.net/portvell/carbon.html
  • http://www.mallorcainfos.com/mallorca-infos-inselorte/alaro/
  • weitere Webrecherche
  • Austausch mit Einheimischen und anderen Bergbauforschern